
Studie zum Caravaning-Markt: Hohe Kaufpreise und lange Lieferzeiten machen private Vermietung zum Trend
Studie zum Caravaning-Markt: Hohe Kaufpreise und lange Lieferzeiten machen private Vermietung zum Trend
- Größte Befragung in Deutschland zu Miete, Kauf und Besitz von Reisemobil und Wohnwagen
- Wirtschaftliche Unsicherheiten beeinflussen Kaufentscheidungen
- Zielgruppe wird jünger, großes Interesse an Elektromobilität
Deutschland entwickelt sich immer mehr zur Camper-Nation: Rund 1,5 Millionen Reisemobile und Wohnwagen sind inzwischen auf den Straßen unterwegs und 20 Millionen Menschen haben ein Interesse an dieser Form des Reisens. Im Vorfeld des Caravan Salons in Düsseldorf – der weltweit größten Messe ihrer Art – wurden in einer bevölkerungsrepräsentativen Befragung die aktuellen Trends der erfolgsverwöhnten Branche ermittelt und diese muss sich auf Veränderungen einstellen: So machen etwa lange Lieferzeiten und hohe Preise die Vermietung des eigenen Fahrzeugs interessant. Zudem interessieren sich insbesondere Einsteiger für Reisemobile mit Elektroantrieb und der Wohnwagen wird neu entdeckt.
Krieg, Inflation und wirtschaftliche Unsicherheit ändern nichts an der Caravaning-Begeisterung in Deutschland. Wer ein Reisemobil oder Wohnwagen besitzt, kann sich glücklich schätzen: Die hohe Nachfrage bei gleichzeitig immer noch gestörter Produktion sorgt für weiter steigende Preise und sehr lange Lieferzeiten – 12 Monate und mehr sind nach Angaben von Händlern und Käufern eher die Regel als die Ausnahme. Die Berechnungen ergeben ein kurz- bis mittelfristiges Marktpotenzial von 300.000 Fahrzeugen, allerdings mit reduziertem Budget der Kaufintender: 59 Prozent wollen angesichts der weltpolitischen bzw. wirtschaftlichen Lage weniger Geld ausgeben als ursprünglich geplant. Zudem gibt es ein größeres Interesse ein gebrauchtes Fahrzeug zu erwerben (39 Prozent) – 27 Prozent sind hier unentschieden und 29 Prozent schließen dies (eher) aus.
Steigende Preise, Wohnwagen wieder mehr gefragt
Beim Interesse liegen Reisemobile weiter vorne, aber der Wohnwagen holt wieder auf – eine Trendumkehr, die in zahlreichen neuen Produkten insbesondere für eine jüngere Zielgruppe sowie der allgemeinen Preisentwicklung auf dem Caravaning-Markt begründet sein dürfte. Bei den insgesamt deutlich steigenden Marktpreisen von Neu- und Gebrauchtfahrzeugen geht die Preisschere von Reisemobilen und Wohnwagen weiter auseinander: Lagen die angegebenen Kaufpreise für die Baujahre 2019/2020 noch durchschnittlich bei € 25.045 für einen Wohnwagen und € 56.242 für ein Reisemobil, beziffern sich diese für die Baujahre 2021/2022 bereits auf € 26.248 (Wohnwagen, plus fünf Prozent) bzw. 61.313 (Reisemobil, plus neun Prozent). Angesicht der schlechten Verfügbarkeit von Ware sowie höheren Aufwendungen für Material und Fertigung ist mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen.
Das Käuferinteresse konzentriert sich bei Wohnwagen mit 64 Prozent auf das mittlere Segment der Reise- und Touringmodelle, jeder Fünfte interessiert sich für einen Miniwohnwagen und elf Prozent für einen Groß- bzw. Luxuswohnwagen. Bei den Reisemobilen sind voll- (33 Prozent) und teilintegrierte (28 Prozent) Modelle besonders gefragt. Für kompakte Campingbusse interessieren sich 18 Prozent, deutlich mehr als für Kastenwagen (12 Prozent). Jeder Zweite kann sich dabei ein Fahrzeug mit Hybridantrieb vorstellen und 31 Prozent sind aufgeschlossen für einen batterie-elektrischen Antrieb.
Gewaltiges Potenzial auf dem Mietmarkt

Das insgesamt sehr große Interesse am Caravaning findet in einem sich weiterhin stark entwickelnden Mietgeschäft ein Ventil: Jeder zweite Interessierte beabsichtigt in nächster Zeit die Miete eines Reisemobils oder Wohnwagens – wer angesichts hoher Preise und langer Lieferzeiten nicht kaufen kann oder will, mietet. Diesem Interesse steht ein immer größeres Angebot gegenüber und insbesondere die inzwischen zahlreichen Plattformen für Mietgeschäfte von Privat zu Privat stoßen auf eine große Nachfrage sowohl bei Vermietern als auch Mietern. Jeder Dritte kann sich vorstellen, sein Fahrzeug zur privaten Miete anzubieten (26 Prozent der Besitzer und 40 Prozent der Kaufintender) und 39 Prozent der an einer Miete Interessierten können sich eine Miete von Privat vorstellen. Für die Vermieter ergeben sich hier Möglichkeiten, den Kosten für Fahrzeug und Unterhalt Einnahmen entgegenzustellen und Mieter können besondere Erwartungen (z.B. Hundemitnahme, bestimmtes Equipment, etc.) erfüllen.
Zielgruppe wird jünger
Die boomende Branche hat kein Nachwuchsproblem – im Gegenteil: Die am Kauf eines Reisemobils Interessierten sind im Durchschnitt jünger (40 Jahre) als die Besitzer (43 Jahre). Deutlicher ist der Unterschied bei Wohnwagen, wo die Intender im Durchschnitt vier Jahre jünger (37 Jahre) sind als die Besitzer (41 Jahre). Auffallend ist zudem, dass das Kaufkraft-Niveau der Reisemobil-Interessierten ebenso steigt wie die Haushaltsgröße. Beide Kriterien bleiben bei der Wohnwagen-Interessierten (nahezu) unverändert.
Größte veröffentlichte Studie
In der bevölkerungsrepräsentativen Studie – herausgegeben von der gsr Unter-nehmensberatung in Augsburg und den Marktforschungsspezialisten von Miios in Nürnberg – sollen wichtige Fragen für die Zukunftsplanung im Caravaning-Markt für Industrie, Handel, Dienstleistungen und Tourismus geklärt werden. „Wir überstützen viele Akteure auf dem Markt bei den gegenwärtigen Veränderungen von Produkten, Dienstleistungen und touristischen Angeboten“ erklärt Rainer Strobel, Geschäftsführer von GSR. „Die Präferenzen der Menschen ändern sich deutlich, wir kennen die Erwartungen und helfen bei der Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen.“
Die Befragung von über 10.000 Personen in Deutschland im Alter von 18 bis 80 Jahren erfolgte im Mai und Juni. Diese auf den Besitz bzw. den Kauf und die Miete eines Reisemobils oder Wohnwagens fokussierte Studie ist Teil einer umfassenden Marktanalyse: Im Juni wurde bereits eine Studie zu allen Aspekten rund um die Reise – präferierte Informationsquellen, Buchung, Route, Reiseziele, Erwartungen an den Campingplatz, etc. – vorgestellt. Zudem wurden jüngst auf Reisemobile und Wohnwagen spezialisierte Händler zur Marktlage und -aussicht befragt.
Alle Studien entstehen in Kooperation mit erfolgreichen Marktplayern: Dem Fachtitel Auto Bild Reisemobil, dem Finanzdienstleister Creditplus Bank, der Nürnberger Versicherung mit dem Spezialversicherer Jahn & Partner und PiNCAMP powered by ADAC, dem führenden Caravaning-Buchungsportal.